Les Vrais Amis de l’Union et du Progrès Réunis, Brüssel
2025 konnte ein Buch aus der Bibliothek der Freimaurerloge Les Vrais Amis de l'Union et du Progrès Réunis an das Dokumentationszentrum Centre d’Etudes et de Documentation Maçonnique | Maçonniek Studie- en Documentatiecentrum (CEDOM-MADOC) restituiert werden.
Die Loge Les Vrais Amis de l’Union et du Progrès Réunis („Vereinte wahre Freunde der Eintracht und des Fortschritts“) gehört zu den ältesten Freimaurerlogen Belgiens. Sie entstand 1854 durch den Zusammenschluss der Brüsseler Logen „Les Vrais Amis de l’union“ (gegründet 1782) und „Les Amis du progrès“ (gegründet 1838).
Das Eigentum der Loge wurde wie das der gesamten Freimaurerei in Belgien ab 1940 von nazideutschen Organisationen wie dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR), dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA), dem Sonderkommando Künsberg und dem Bibliotheksschutz des Militärs beschlagnahmt und entzogen.
Les Vrais Amis de l’Union et du Progrès Réunis wurde nach Kriegsende wiederbegründet. Nach 1945 wurde geraubtes Archivmaterial diverser belgischen Logen, u.a. der Logen La Liberté und Les Vrais Amis de l’Union et du Progrès Réunis, aus Berlin von der sowjetischen Trophäenkommission nach Moskau verbracht.
2002 wurde dieses Material nach Belgien zurückgegeben, und die verschiedenen belgischen Logen beschlossen, sie vollumfänglich dem 1968 vom Grand Orient de Belgique gegründeten CEDOM-MADOC zu überlassen.
Das Buch aus der Bibliothek der Loge Les Vrais Amis de l’Union et du Progrès Réunis aus Brüssel wurde 1947 als Geschenk in den Bestand der Berliner Stadtbibliothek (BStB) eingearbeitet. Geliefert wurde es von der Bergungsstelle für wissenschaftliche Bibliotheken, über Bergungsauftrag Nr. 161 („Margarinebunker Hohenzollerndamm“). In dem zugehörigen kurzen Bericht heißt es: „Der Margarinebunker diente dem Bezirksamt Wilmersdorf als Sammel- und Aussortierungsstelle der Bibliotheken […]“. Im Bericht der Bergungsstelle ist außerdem bereits die Rede davon, dass Bücher des Klosters Hünfeld, Hessen, als diesem zugehörig identifiziert wurden. Diese Provenienz ist im Bestand der ZLB bereits mehrfach nachgewiesen. Weiteres eindeutiges NS-Raubgut, in dem sich die Bergungsnummer „161“ fand, sind etwa Bücher der Israelitischen Kultusgemeinde Troppau und der Österreichischen Theosophischen Gesellschaft.
Es ist nach derzeitigem Wissensstand sehr wahrscheinlich, dass das Buch zunächst zum Aufbau der Zentralbibliothek des RSHA nach Berlin verbracht wurde. Diese Bibliothek wurde von der Bergungsstelle in Teilen abtransportiert und mit der Bergungsnummer „15“ versehen. Dafür sprechen Provenienzen mit der Bergungsnummer „161“, die sich z.T. ebenfalls mit der Bergungsnummer „15“ finden, wie z.B. die erwähnten Bibliotheken aus Hünfeld und Troppau.
Die ZLB dankt Michel Vermote für die außerordendliche Unterstützung bei dieser Restitution.
Weiterführende Informationen
- Bericht über die Bergungsaktion der Bücherbestände im Margarinebunker. Landesarchiv Berlin, C Rep. 120 Nr. 513, Bl. 221 f. (online: https://www.bergungsstelle.de/archivale/bericht-ueber-die-bergungsaktion-der-buecherbestaende-im-margarinebunker, Zugriff: 05.08.2025)
- Grimsted, Patricia Kennedy und Vermote, Michel: Documenting Nazi Library Plunder in Occupied Belgium and Limited Postwar Retrieval. Part 1: Library Seizures in Belgium by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR). 2021. (online: https://www.errproject.org/docs/looted_libraries_be_Part1_Appendix.pdf, Zugriff: 05.08.2025)