Emanuel Mendel
2018 konnte ein Buch aus der Bibliothek von Dr. Emanuel Mendel zurückgegeben werden.
Emanuel Mendel, am 28. Oktober 1839 in Bunzlau geboren, war Nervenarzt und verheiratet mit Susanne, geb. Lindon (1.September 1849, Berlin bis 19. November 1918, Berlin). Das Ehepaar hatte vier Kinder: Gertrud, Charlotte, Fritz und Kurt.
Mendel, der die Einheit von Neurologie und Psychiatrie vertrat, gehörte zu den wegweisenden Nervenärzten seiner Zeit. In Pankow führte er seine Privatpraxis. Von 1868 an baute er parallel dazu in Pankow eine eigene private Nervenheilanstalt auf, die schnell weite Bekanntheit erlangte. 1871 hospitierte er sich an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und lehrte dort ab 1884 erfolgreich als a. o. Professor.
1892 begründete Mendel unter anderem die Zeitschrift Neurologisches Centralorgan. Zugleich engagierte sich Emanuel Mendel in der Fortschrittspartei, wurde Mitglied des Kreistages von Niederbarnim (Brandenburg) und war von 1877 bis 1881 Abgeordneter des Reichstags für Potsdam. Durch eine Grundstücksschenkung ermöglichte er seinem Wirkungs- und Wohnort Pankow den Bau eines Wasserwerks, initiierte den Bau eines Krankenhauses und begründete eine Stiftung. Mendel gehörte 1893 zu den Gründern des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens und war zugleich Mitglied des Vorstands. 1906 wurde ihm der Titel Geheimer Medizinalrat verliehen. Emanuel Mendel verstarb am 23. Juni 1907 in Pankow/Berlin.
Die Kinder von Emanuel und Susanne Mendel wurden im nationalsozialistischen Deutschland als Juden verfolgt. Es ist anzunehmen, dass das Buch einem der vier Kinder entzogen wurde.
Gertrud Adler, geb. Mendel, wurde am 28. Juni 1875 in Berlin geboren. Sie wurde 1942 ab Berlin nach Theresienstadt deportiert und ermordet.
Charlotte Gradenwitz, geb. Mendel, wurde am 05. Oktober 1883 in Berlin geboren. Sie konnte 1938 aus Deutschland in die USA emigrieren und hat so den Holocaust überlebt. Charlotte Gradenwitz starb 1971 in Israel.
Fritz Mendel wurde am 30. April 1872 in Berlin geboren. Er beging am 28. Januar 1939 Selbstmord, um der bevorstehenden Deportation zu entgehen.
Kurt Mendel wurde am 27. Januar 1874 geboren. Er war wie sein Vater Neurologe. Dr. Kurt Mendel überlebte den Holocaust. Er starb 1946 in Berlin.
Der Zugangsweg des Bandes in den Bestand der Zentral- und Landesbibliothek ist unklar und konnte nicht nachvollzogen werden. Das Objekt wurde in unbearbeiteten Depotbeständen der Berliner Stadtbibliothek gefunden.
Das Buch wurde auf Wunsch der Erben an das Archiv des Jüdischen Museums Berlin übergeben.