Rotary Club Rotterdam

Protokollbuch des Rotary Club Rotterdam, 25. Oktober 1933 - 13. März 1935

2017 konnten drei Bände handgeschriebene Protokollbücher des Rotary Clubs Rotterdam an diesen zurückgegeben werden.

Der Zugang der Bände in den Bibliotheksbestand ist unklar. Die Protokollbücher wurden in unbearbeiteten Depotbeständen der Berliner Stadtbibliothek (BStB) gefunden.

Dies ist nicht der erste Fund von Protokollbüchern des Rotary Club Rotterdam im Bestand der BStB. Bereits 1992 wurden zwei Bände (1931-33) entdeckt. Die Bibliothek entschied damals, die Stadtbücherei Rotterdam um Hilfe zu bitten und verschickte die Bände in die Niederlande mit der Bitte sie an die rechtmäßigen Eigentümer weiterzuleiten, was auch geschah.

Da die nun gefundenen Bände keinerlei Spuren wie etwa Signaturen, Zugangsnummern etc. von Zwischenbesitzern aufweisen, können über den Zugang in den Bestand der BStB nur Vermutungen angestellt werden. Das Eigentum des Clubs wurde nachweislich im September 1940 durch die Arbeitsgruppe Niederlande des Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) in Rotterdam beschlagnahmt. Einem Bericht der Arbeitsgruppe über ihre Tätigkeit in Bezug auf die Beschlagnahmung von Bibliotheken und Archiven ist zu entnehmen, dass das Raubgut aus Niederländischen Freimaurerlogen und Rotariervereinen in 470 Kisten verpackt noch 1940 nach Deutschland verbracht wurde, zur weiteren Evaluation. Gerechtfertigt wurde der Raub mit der Einschätzung, es handle sich um „subversive Organisationen“.

Bislang sind im Zuge der Provenienzforschung der ZLB keine Hinweise aufgetaucht, dass die BStB direkt Lieferungen von geraubten Büchern aus vom ERR beschlagnahmten Bibliotheken erhalten hat. Dies erscheint auch unwahrscheinlich, da der ERR den Aufbau eigener Bibliotheken verfolgte, nicht die Ausstattung anderer deutscher Bibliotheken. Allerdings wurden bereits mehrfach Bücher im Bestand gefunden, die ursprünglich vom ERR geraubt, und dann offenbar weiter verteilt wurden, wohl entweder wenn es sich um Dubletten handelte, oder das Raubgut nach Begutachtung als ungeeignet für die ERR-Bibliotheken bewertet wurde.

Als Schlussfolgerung kommt für die Protokollbücher nach bisherigem Forschungsstand nur ein Zugang über die von der Bergungsstelle für wissenschaftliche Bibliotheken 1945/46 teilgeborgenen Bestände aus Depots des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in Frage. Die Bände tragen zwar nicht die charakteristischen „Bergungsnummern“, eine typische handschriftliche Nummerierung je nach Bergungsort. Diese Kennzeichnung erfolgte allerdings nachweislich nicht konsequent, was bei den bewegten Büchermengen auch nicht verwundert. Als wahrscheinliche Bergungsorte kommen von den dokumentierten Stellen besonders die Nummern 15 und 209 in Frage. Bergungsauftrag 15 bezog sich auf ein Depot des RSHA in einem enteigneten Logenhaus in der Eisenacher Str. in Berlin, in dem eine sog. Gegnerbibliothek mit geraubten Beständen aus ganz Europa aufgebaut werden sollte. Nr. 209 bezieht sich auf ein ebenfalls enteignetes Logenhaus in der Emser Str., das dem RSHA als Lager- und Sortierstelle diente.

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