Sozialistische Arbeiterinternationale

Stempel: "Internationale Ouvrière Socialiste Sozialistische Arbeiter-Internationale Labour and Socialist International ex libris"

2024 konnten zwei Bücher aus der Bibliothek der Sozialistischen Arbeiterinternationalen an das Internationale Institut für Sozialgeschichte (Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, IISG) in Amsterdam restituiert werden.

Die 1923 gegründete Sozialistische Arbeiter-Internationale (SAI, engl. Labour and Socialist International, frz. Internationale ouvrière socialiste) war eine internationale Organisation der sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien. Sie bestand bis zur deutschen Besetzung Frankreichs 1940.

Der österreichische Sozialdemokrat Friedrich (Fritz) Adler (1879–1960), seit ihrer Gründung Sekretär der SAI und für ihre Archive zuständig, verhandelte bereits 1939 mit der Bibliothekarin des International Institute of Social History (IISG), Anna Adama van Scheltema-Kleefstra (1884–1977), über eine provisorische Verbringung der SAI-Bestände in die Pariser Zweigstelle des IISG (im Kriegsfall). Dies wurde auch umgesetzt, und im SAI-Büro in Brüssel verblieben neben Reservebeständen von SAI-Eigenpublikationen nur Teile der Bibliothek des Sekretariats, die leicht ersetzbar schienen. Die handschriftlichen Zusätze „Handbibliothek“ in den beiden o.g. Büchern sind Indizien, dass die Bände in Brüssel zurückgelassen wurden. Um den konkreten Weg der Bücher aus (vermutlich) Brüssel nach Berlin nachzuzeichnen, fehlt, Stand heute, eine tiefergehende Betrachtung der Bibliothek(en) des DAWI sowie besser dokumentierte Beispiele geraubter Objekte.

Nach dem Krieg wurden die bekannten und auffindbaren SAI-Bestände auf Vorschlag Adlers in das IISG Amsterdam verbracht, wo sie sich heute noch befinden, in Einvernehmen mit der sich als Nachfolgeorganisation der SAI verstehenden Sozialistischen Internationale.

Beide Bände stammen aus unbearbeiteten Depotbeständen der Berliner Stadtbibliothek (BStB). Sie waren nie Teil des aktiven Bibliotheksbestandes und wurden folglich nie eingearbeitet, weshalb keine Zugangsinformationen in den Zugangsbüchern der BStB verzeichnet sind.

Die enthaltenen Merkmale der Unterabteilung Außenpolitik und Auslandskunde des Deutschen Auslandswissenschaftlichen Instituts (DAWI) weisen auf die Bergungsstelle für wissenschaftliche Bibliotheken, konkret Bergungsauftrag 153, als möglichen Lieferanten.

Das DAWI diente ab seiner Gründung 1940 als Forschungsinstitut und Dokumentationszentrum der eng verflochtenen und personell nahezu identischen Auslandswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Zusammen mit der Fakultät, die in erster Linie als Diplomatenschule fungierte, hatte das Institut die Aufgabe, Personen NS-ideologisch über die Beziehungen ausländischer Staaten zu Deutschland zu schulen. Ferner diente es als Auslands-Auskunftstelle für Partei- und Regierungsorgane.

Die Bibliotheken des DAWI (Zentral- und Seminarbibliotheken) umfassten mehrere hunderttausend Bände. Eine unbekannte Anzahl davon waren Buchgeschenke des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA).

Besonderer Dank für die Unterstützung bei dieser Restitution gilt Christian Maiwald, Provenienzforscher der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn.