Rosa Krotoszyner

Autogramm von Rosa Krotoszyner (geb. Lubliner)

Autogramm von Rosa Krotoszyner (geb. Lubliner)

Über Rosalie Krotoszyner (geb. Lubliner), auch Rosa oder Rose genannt, ist wenig bekannt. Rosa wurde am 17. Oktober 1884 als Tochter der Eheleute Moritz und Johanna Lubliner (geb. Friedmann) in Kempen (älter auch Langenfurt, heute pl. Kępno) geboren. Sie war eines von sieben Kindern. Die Familie war Teil der jüdischen Religionsgemeinschaft. Zu einem unbekannten Zeitpunkt siedelte Rosa Lubliner nach Berlin um, wo sie am 4. August 1914 den aus Breslau stammenden Kaufmann Leo Krotszyner (1879–1941) heiratete. Das Berliner Adressbuch nennt 1916 mit der Riehlstraße 13 im Bezirk Charlottenburg die vermutlich erste Berliner Wohnadresse der Familie. Bereits ein Jahr zuvor, am 28. Juli 1915, kam die gemeinsame Tochter Johanna Marie zur Welt. Am 27. März 1917 wurde Helmut und am 19. Juni 1919 Manfred Moritz Ludwig Krotoszyner in Berlin geboren.

Laut dem Jüdischen Adressbuch für Gross-Berlin für die Jahre 1929/30 lebte die Familie Krotoszyner nun in der Berliner Str. 153 in Berlin-Charlottenburg. Seit 1929 führte das Berliner Adressbuch die Adresse „NW 87, Hansaufer 6“ als neue Wohnanschrift. 1933 war die Familie in ihre letzte gemeldete Berliner Wohnadresse in der Siemensstraße 13–14, Berlin Tiergarten, umgezogen, die sich mit dem nur noch vage zu erkennenden Eintrag im Band Biologische Spaziergänge durch Kleintier- und Pflanzenwelt deckt. Die seit dem 17. Mai 1939 erhobene Volkszählung im Deutschen Reich zeigte an, dass alle Familienmitglieder weiterhin in der Siemensstraße 13–14 gemeldet gewesen sind.

Die Familie war dem NS-Verfolgungsapparat ausgeliefert. Im Herbst 1941 musste die Familie den Deportationsbefehl erhalten haben. Noch bevor es zur Deportation kam, verstarb Rosa Krotoszyner am 29. Oktober 1941 im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße in Berlin-Gesundbrunnen. In der Sterbeakte ist als Todesursache „Angina pectoris“, eine Verengung der Herzkranzgefäße, angegeben. Am 3. November 1941 erfolgte die Beisetzung. Wenige Tage danach, am 14. November 1941, musste sich Witwer Leo Krotoszyner mit seinen Kindern am Bahnhof Berlin-Grunewald einfinden. Die Familie Krotszyner wurde mit 1.026 weiteren Personen mit dem „5. Osttransport“ in das Ghetto Minsk deportiert. Nachdem der Transport Minsk am 18. November 1941 erreicht hatte, verliert sich die Spur der Familie Krotszyner. Leo Krotszyner und seine Kinder Johanna, Helmut und Manfred wurden in der Shoah ermordet.

Bei den beiden identifizierten Büchern handelt es sich ausgehend von den Zugangsnummern um zwei unterschiedliche Zugänge. Das Buch mit dem Titel „Little Ford Fauntleroy“ wurde im Zugangsbuch „Kauf 1942“ unter der fortlaufenden Nummer „3028“ eingetragen. Es war für die Benutzung vorgesehen und wurde mit der Signatur „III 75530 4. Ex.“ eingearbeitet. Bei der Lieferantin handelte es sich um die Städtische Pfandleihanstalt und damit um dieselbe Verkäuferin, von der die Berliner Stadtbibliothek 1943 etwa 40.000 Bücher akquirierte, die nachweislich aus den letzten Wohnungen der deportierten Berliner Jüdinnen und Juden stammten. Eine wie 1943 überlieferte Korrespondenz zwischen der BStB und der Städt. Pfandleihanstalt zu den Erwerbungshintergründen konnte zu diesem Ankauf bisher nicht ermittelt werden. Neben der hier aufgeführten Provenienz und mit Blick auf weitere Exemplare des Ankaufs 1942 ist zum jetzigen Zeitpunkt davon auszugehen, dass es sich bei den erworbenen Büchern ebenfalls um NS-Raubgut handelt, das Berliner Jüdinnen und Juden entzogen wurde.

Das zweite Buch wurde im Zugangsbuch „Geschenk 1945“ eingearbeitet und erhielt die Signatur „Kg 1386“. Es war ebenfalls für die Benutzung vorgesehen. Als Lieferant ist im Zugangsbuch der Name „Ritter“ vermerkt. Dies bezieht sich auf Max Ritter. Jeanette Toussaint konnte 2018 mit Akten im Landesarchiv Berlin die Person eindeutig zuordnen. Es handelte sich um Max Ritter, einem Mittelschuldirektor a.D., der im Juli 1945 5.000 Bücher (primär historische und pädagogische Fachbücher, auch kunsthistorische und fremdsprachige Werke) als Schenkung an die BStB übergeben hatte. Auch wenn er selbst in der Zeit des Nationalsozialismus nicht verfolgt wurde, befanden sich in dem Konvolut nachweislich Bücher wie von Rosa Krotoszyner, die eindeutig als NS-Raubgut zu bewerten sind.