Martin Breslauer

Notiz: "vollständig f[ür]. M[artin]. B[reslauer]. FR.

Exlibris: "Bibliothek Gotthilf Weisstein Berlin"

2019 wurden sieben Bücher und ein Exlibris aus dem vormaligen Besitz von Martin Breslauer zur Restitution angeboten. Die B.H. Breslauer Foundation bestimmte, dass die Objekte in der ZLB als Geschenk verbleiben sollen.

Gotthilf Weisstein (1852 - 1907) war Journalist, Schriftsteller und ausgewiesener Bibliophiler mit profilierter Bibliothek. Noch zu Lebzeiten begann er mit der Katalogisierung seiner Bücher, die nach seinem Tod von seinem Bruder und Erben Hermann Weisstein (1854 - 1924) und dem von ihm beauftragten Fedor von Zobeltitz abgeschlossen wurde. Hermann Weisstein veranlasste außerdem die Kennzeichnung aller Bücher mit einem Exlibris. 1921 übergab Hermann Weisstein die Bibliothek seines Bruders der Preußischen Staatsbibliothek Berlin als Leihgabe.

Hermann Weissteins Witwe und Erbin Margarethe Weisstein, geb. Baswitz (1874 - 1942, als Jüdin verfolgt, ermordet in Theresienstadt) trat Ende März 1933 in Verhandlungen über die Auflösung des Leihvertrags, um Mittel zur Absicherung ihres Lebensunterhalts zur Verfügung zu bekommen. Der Buchantiquar Martin Breslauer wurde von ihr mit dem Verkauf der Bücher beauftragt und übernahm die Bücher der Bibliothek zu einem handelsüblichen Markt- und Kaufpreis - es handelte sich nicht um einen NS-verfolgungsbedingten Verkauf.

Martin Breslauer (geb. am 16. Dezember 1871, Berlin -  gest. am 16. Oktober 1940 in London) war mit Margarete Freistadt (geb. am 17. Dezember 1889 in Berlin – gest. 1968 in London) verheiratet. Martin Breslauer führte in Berlin sein weit über Deutschland hinaus bekanntes Buchantiquariat. Unter anderem war er Sachverständiger für die Preußische Staatsbibliothek, Gründungsmitglied der Gesellschaft der Bibliophilen, Mitbegründer der Maximilian-Gesellschaft sowie Mitglied und Schatzmeister der Gesellschaft für Deutsche Literatur. Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft wurden er und seine Familie als Juden verfolgt. Die Familie musste 1934 ihr Wohnhaus in Lichterfelde aufgeben, der Sohn Bernd Hartmut war gezwungen 1935 das Gymnasium verlassen. Im Juli 1937 konnte die Familie nach Zahlung der Reichsfluchtsteuer nach Großbritannien emigrieren. Bernd, später Bernard H. Breslauer (geb. 1. Juli 1918 in Charlottenburg, gest. am 14. August 2004 in New York), wurde wie sein Vater Buchantiquar. Er war unverheiratet und hatte keine Erben, darum gründete er kurz vor seinem Tod die gemeinnützige B.H. Breslauer Foundation New York.

Für die meisten der Objekte kann der Zugangsweg in den Bestand der Berliner Stadtbibliothek nicht nachvollzogen werden, sie erhielten nie Zugangsnummern oder Signaturen und lagerten zwischen unbearbeiteten Depotbeständen. Zwei Bücher kamen laut den Zugangsbüchern 1939 und 1943 als Kauf in die Bibliothek, wurden der Göritz-Lübeck-Sammlung zugeordnet und später im Depot der Bibliothek bewahrt. Als Verkäufer sind die Berliner Antiquariate Gsellius und Agnes Straub genannt. Die Bücher sind als NS-Raubgut zu bewerten.

Weiterführende Informationen

  • Haufe, Rüdiger: Vermutungsregelung, Prioritätsprinzip und Ascheinsbeweis : Zu Erwerbungen aus den Sammlungen Gotthilf Weissteins. In: Bomski, Franziska, Seemann, Hellmuth Th. und Valk, Thorsten [Hrsg.]: Spuren Suchen : Provenienzforschung in Weimar. Göttingen, 2018. S. 85-105