Marta Carst
2023 konnten ein Buch und vier lose Exlibris aus der Bibliothek von Marta Carst zurückgegeben werden.
Marta/Martha Eva Ernestine Pringsheim wird am 17. Februar 1863 in Berlin geboren. Ihre Eltern sind Henriette Guradze (1830-1898) und der Botaniker Nathanael Pringsheim (1823-1894). 1890 heiratet sie den aus Pleschen stammenden Gutsbesitzer und Bankier Eli (Elimar) Carst (auch: Cohn) in Berlin. Das Ehepaar hat fünf Kinder: Elisabeth (*1893), Irene (*1894), Agathe (*1896), Margot (*1898) und Günter (*1903).
Eli Carst stirbt 1919. Marta Carst und ihre Kinder sind ab 1933 im nationalsozialistischen Deutschland als Jüdisch verfolgt. Marta Carst stirbt am 25. April 1935 eines natürlichen Todes in Berlin. Von ihren vier Kindern überleben drei die Shoah.
Elisabeth Carst heiratet 1915 in Berlin den Redakteur Henning von Koss, und hat mit ihm zwei Kinder: Ursula (*1916) und Henning (*1917). Die Ehe wird 1930 geschieden. Elisabeth überlebt in Deutschland.
Agathe Carst ist verheiratet mit dem aus Güstrow stammenden Gerhard Hinrichsen. Sie ist promovierte Physikerin und arbeitet in den 1920er Jahren am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin und später bis 1936 bei BASF in Ludwigshafen. Dr. Agathe Carst kann über Südamerika in die USA fliehen. Sie stirbt 1975 in Brasilien und hat keine Kinder.
Die zweitälteste Tochter Irene studiert in Berlin und Oxford Kunstgeschichte und Philosophie. Im ersten Weltkrieg ist sie als Hilfsschwester und Krankenschwester tätig und studiert anschließend an der LMU München Staatswirtschaft. Sie promoviert 1923 mit einer Arbeit zur Krankenpflege. Dr. Irene Carst wird am 2. April 1942 ab Berlin in das Warschauer Ghetto deportiert und entweder dort oder im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Sie war nicht verheiratet und hatte keine Kinder.
Margot Carst ist verheiratet mit dem aus Lodz stammenden Eugen Ranke. Sie ist Diplomlandwirtin und promoviert 1930 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Die beiden haben drei Kinder: Bodo (*1930), Klaus Maria (*1932) und Vera Martha (*1937). Die Familie Ranke kann noch vor 1937 nach Südamerika fliehen und überlebt. Eugen Ranke stirbt 1980, Margot folgt ihm am 24. Dezember 1989.
Günter Carst überlebt und stirb 1972 in Polen, nähere Informationen zu seinem Lebenslauf konnten nicht ermittelt werden.
Der Zugangsweg der Objekte in den Bestand der Zentral- und Landesbibliothek ist unbekannt und konnte nicht nachvollzogen werden. Das Buch stammt aus unbearbeiteten Depotbeständen der Berliner Stadtbibliothek (BStB). Ein enthaltener Sicherungsstempel der BStB kann nur grob auf die 1940er und 1950er Jahre eingegrenzt werden, und kann auch später noch in Verwendung gewesen sein.
Die Exlibris stammen aus der Exlibris-Sammlung der BStB, die seit ca. Anfang der 1980er Jahre von einem Buchbinder angelegt worden war, und in den 2010er Jahren der Provenienzforschung der ZLB übergeben wurde. Nähere Informationen zu Zugangsweg und –datum gibt es bislang nicht.
Weiterführende Informationen
- Röhn, Hartmut [Hrsg.]: Jüdische Schicksale : Ein Gedenkbuch für die Stadt Werder (Havel) und ihre Ortsteile. Berlin: Lukas Verl., 2016. S. 41 ff.