Karl Rosenthal

Stempel: "Dr. Karl Rosenthal Prediger der jüd. Reform-Gemeinde Berlin N. W. 23, Altonaerstr. 33 Tel. Moabit 1522"

2016 konnten zwei Bücher aus dem Besitz von Karl Rosenthal zurückgegeben werden.

Dr. Karl Rosenthal, geb. am 16. Juli 1889 in Lage/Lippe studierte in Berlin, Münster und Köln und arbeitete zunächst als Rabbiner in Dortmund, wo er seine spätere Frau Gertrude (Trudie) Schuster, geb. am 14. März 1891 in Dortmund, kennenlernte. Die beiden hatten zwei Söhne, Klaus Alfred und Siegfried Georg. Ab 1924 war Rosenthal Rabbiner der jüdischen Reformgemeinde in Berlin. Rosenthal war zudem Vorsitzender mehrerer B’nai Brith Logen sowie des Centralvereins Deutscher Staatsbürger Jüdischen Glaubens und Mitglied im Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten.

Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde Karl Rosenthal verhaftet und im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Nach ca. 3 Monaten wurde er mit der Auflage, Deutschland sofort zu verlassen, entlassen und flüchtete nach Oxford. Klaus Rosenthal war bereits in die USA emigriert, Gertrude Rosenthal floh mit Siegfried Georg 1939 in die Niederlande. 1941 wurde Siegfried Georg Rosenthal in Amsterdam verhaftet, nach Mauthausen deportiert und dort ermordet. Gertrude Rosenthal wurde 1942 ebenfalls verhaftet und über Westerbork 1944 nach Bergen-Belsen deportiert. Sie überlebte den Holocaust mit Hilfe eines von Karl und anderen Freunden im Ausland organisierten südamerikanischen Passes, durch den sie im Januar 1945 in ein UNRAA-Camp in der Schweiz kam.

Die überlebende Familie Rosenthal lebte nach Kriegsende in den USA, Karl Rosenthal war Rabbiner in Fredericksburg, Virginia, Springfield, Illinois und in Wilmington, North Carolina, wo er 1952 starb. Bereits 1948 war Klaus Rosenthal im Alter von nur 33 Jahren verstorben. Gertrude Rosenthal lebte bis zu ihrem Tode 1976 ebenfalls in Wilmington.

Die in den Büchern enthaltenen Nummern beweisen, dass beide Bände nach Kriegsende 1945/46 von der Bergungsstelle geliefert wurden. Ein genauer Zeitpunkt kann nicht nachvollzogen werden, da die Bücher nie in den Bestand der Berliner Stadtbibliothek aufgenommen worden waren. Forschungsergebnisse zum Bergungsauftrag 131 liegen noch nicht vor.