Johanna Ollendorff

Autogramm: "Johanna Baginsky. April 1887."

2021 konnte ein Buch aus der Bibliothek von Johanna Ollendorff zurückgegeben werden.

Johanna Baginsky wurde am 17. Juli 1870 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Wilhelm (Wolf) Baginsky (1839-1917) und Ida Baginsky, geb. Senff (1848-1875). Johanna hatte einen Bruder, Oscar Baginsky (1874-1875). Am 8. Dezember 1903 heiratete sie in Berlin den Arzt Alfred Joseph Ollendorff (1867-1911). Das Paar hatte keine Kinder.

Johanna Ollendorff war in Deutschland als Jüdin verfolgt. Laut Volkszählung 1939 lebte sie zu diesem Zeitpunkt in der Auguststr. 92 in Berlin-Mitte. Sie wurde am 13. Januar 1942 (dann wohnhaft am Weinbergsweg 4, Berlin-Mitte) mit dem 8. Transport in der ersten Phase der Deportationen aus Berlin ins Ghetto Riga deportiert und dort ermordet. Ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.

Das zurückgegebene Buch enthält neben einem Autogramm ("Johanna Baginsky. April 1887" einen eingeklebten Pressblumenstrauß mit dem Schriftzug "Erinnerung" sowie eine Widmung:

                „Wenn du in viel späthen Tagen
                Dich erinnerst gern vielleicht,
                An die vielen schönen Stunden
                Die verblaßen uns so leicht
                Will die Bitt' ich nicht versäumen
                Mir in deines Herzen Kammer
                Auch ein Plätzchen einzuräumen
                Drum wo du auch wohnen magst
                Sei's die größte aller Städte
                So vergiß doch niemals ganz
                Deine liebe Freundin Grete. [Samelson]“

Der Nachname der Widmungsgeberin ist ergänzt, vermutlich durch Johanna Ollendorff. Bei der Widmungsgeberin handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die am 15. November 1871 in Berlin geborene Margarete Samelson. Sie wurde 1942 zunächst nach Theresienstadt, später nach Treblinka deportiert und ermordet.

Der Zugangsweg des Bandes in den Bestand der Zentral- und Landesbibliothek ist unklar und konnte nicht nachvollzogen werden. Das Objekt wurde in unbearbeiteten Depotbeständen der Berliner Stadtbibliothek gefunden.
Die enthaltenen Provenienzen legen allerdings einen Zugang über den Ankauf von ~40.000 geraubten Büchern der Berliner Jüdinnen und Juden nahe, den die Berliner Stadtbibliothek 1943 getätigt hat.