Heinrich und Olga Spiero

Dr. jur. Heinrich and Olga Spiero mit ihrem Hund „Troll“. Das Foto wurde 1928/29 in Berlin aufgenommen. Foto: privat

 

Im Jahr 2017 konnte ein loses Exlibris von Heinrich und Olga Spiero zurückgegeben werden.

Heinrich Spiero wurde am 24. März 1876 in Königsberg geboren und starb am 8. März 1947 in Berlin. Seine Frau Olga, geb. Jalowicz, wurde am 9. Juli 1877 in Breslau geboren und lebte bis zu ihrem Lebensende am 14. November 1960 in Berlin.  Sie überlebten die Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung unter schwierigen Bedingungen und entgingen nur knapp ihrer drohenden Deportation. Das Paar hatte vier Kinder.

Heinrich Spiero stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie und wurde evangelisch getauft. Er studierte Germanistik, Jura und Geschichte an den Universitäten Berlin, Freiburg und Lyon und promovierte 1897 in Leipzig zum Doktor der Rechtswissenschaften. Nach Abschluss seiner juristischen Ausbildung zog Heinrich Spiero 1901 nach Hamburg, wo er seinen Lebensunterhalt als leitender Angestellter in einem großen Handelsbüro verdiente. Gleichzeitig lehrte er moderne Literaturgeschichte in Hamburg, hielt Vorträge in ganz Europa und wurde von der Germanistic Society of America zu einer Vortragsreise in die Vereinigten Staaten eingeladen. Während des Ersten Weltkrieges war er Abteilungsleiter im Preußischen Kriegsministerium.

Nach Kriegsende widmete er sich in Berlin ausschließlich der Literaturwissenschaft und seinen literarischen Interessen. Spiero schrieb u. a. Rezensionen für die Vossische Zeitung, Monographien über Theodor Fontane, Gerhard Hauptmann und war Herausgeber der Romane von Gustav Freytag sowie des Raabe- und Jedermann-Lexikons. Er war Mitbegründer des Hamburger Kunstvereins und Mitglied vieler wichtiger Vereinigungen, wie dem Vorstand der Raabe-Gesellschaft und dem Vorstand des Germanistenverbandes. Spiero war einer der führenden Literaturhistoriker seiner Zeit. Die Universität Göttingen verlieh ihm 1931 den Dr. phil. h.c.

Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde Heinrich Spiero mehrfach verhaftet und erhielt Schreib- und Publikationsverbote. 1937 musste er wegen seiner Einstufung als sogenannter „Volljude“ den Vorsitz der von ihm mitinitiierten Reichsvereinigung christlich-deutscher Bürger nichtarischer oder nicht rein arischer Abstammung e. V. (ab 1936 Paulus-Bund) abgeben. Dennoch gelang es ihm, eine Hilfsstelle für Christen jüdischer Herkunft zu gründen, das Büro Heinrich Spiero. Die Organisation wurde 1939 verboten.

Im Frühjahr 1943 konnten Olga und Heinrich Spiero nur durch den Einsatz ihres nichtjüdischen Schwiegersohns ihrer drohenden Deportation entgehen. Die ausradierte Inschrift auf dem Exlibris könnte sich auf eine Signatur und damit auf das Buch beziehen, zu dem es gehörte, aber die Suche nach einem Exemplar in der Sammlung der ZLB war nicht erfolgreich. Der Zugangsweg ist daher noch nicht nachvollziehbar.

Die restituierten Objekte auf lootedculturalassets.de

Weiterführende Informationen

  • Heinrich Spiero bei Wikipedia
  • Rohr, Anna: Dr. Heinrich Spiero (1876–1947). Sein Wirken für die Christen jüdischer Herkunft unter dem NS-Regime. Berlin: Metropol Verl., 2015.