Gertrude Prager

Stempel: "Eigentum des Dr. Simonstein"

2019 konnte ein Buch von Gertrude Prager zurückgegeben werden.

Der im Buch enthaltene Stempel „Eigentum des Dr. Simonstein“ konnte eindeutig Dr. Hugo Simonstein zugeordnet werden.

Hugo Simonstein wurde am 13. Juli 1882 in Schneidemühl (Pommern) als eines von zwölf Kindern von Salomon Simonstein (1843-1905) und Ernestine Simonstein geb. Lesser (1848-1929) geboren. Er wird Arzt, zieht nach Berlin und heiratet dort 1913 Renate Gertrude Witkowski. Er stirbt früh im Alter von nur 44 Jahren am 18. August 1926 in Berlin.

Gertrude Prager wurde am 10. November 1890 als Tochter von Mauschel Witkowski und Flora Witkowski geb. Levy in Berlin geboren. Nach dem Tod von Hugo Simonstein lebt sie weiter in Berlin und heiratet 1935 erneut, diesmal Paul Prager. Gertrude Prager wird am 18. Oktober 1941 ab Berlin ins Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Am 8. Mai 1942 wird sie weiter ins Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und ermordet. Es ist anzunehmen, dass sie die Letzteigentümerin des Buches vor dem Entzug war.

Paul Prager wurde am 29. März 1876 in Berlin als Sohn von Leopold Prager (1846-1894) und Seraphine Prager geb. Perutz (1845-1901) geboren. Er führt lange Zeit die väterliche Kofferfabrik und heiratet 1920 Nanni Blumenthal (1888-1949). 1923 wird der gemeinsame Sohn Peter in Berlin geboren. Die Ehe wird 1930 wieder geschieden. Paul Prager kann 1939 nach London emigrieren. Etwa ein Jahr zuvor war Peter Prager bereits durch einen Kindertransport ins Exil nach England gelangt und überlebte so den Holocaust.

Paul Prager stirbt kurz nach Kriegsende 1946 in England. Peter Prager hat die Geschichte seiner Familie aufgeschrieben und publiziert.  Er gründet eine Familie und lebt bis zu seinem Tod 2012 in Großbritannien.

Der Weg des Buchs in den Bestand der Berliner Stadtbibliothek ist unbekannt. Das Buch wurde kurz nach Kriegsende 1945 in den Bestand aufgenommen. Der im Zugangsbuch angegebene Lieferant „Kulturamt“ steht vermutlich in Verbindung mit dem Berliner Magistrat, diese Lieferantenbezeichnung wurde aber u.a. auch für bereits im Haus befindliches Raubgut verwendet.

Die ZLB bedankt sich bei der Commission for Looted Art in Europe für die Unterstützung bei der Restitution.

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