Familie Anschel

Jahrzeiteinträge im Machsor der Familie Anschel

2019 konnte ein Buch aus der Bibliothek der Familie Anschel zurückgegeben werden.

Bei dem Exemplar handelt es sich um einen Machsor, ein Gebetbuch, das in unbearbeiteten Depotbeständen der Berliner Stadtbibliothek (BStB) gefunden wurde. Der Zugangsweg ist unklar. Das Titelblatt des Buches fehlt. Genaue Titeldaten konnten nicht ermittelt werden. Das Erscheinungsjahr kann nur grob auf ca. 1900 geschätzt werden.

Durch die enthaltenen Jahrzeiteinträge konnte ermittelt werden, dass der Machsor der Familie Anschel gehörte. Die Einträge wurden entweder von Salomon Anschel oder seiner Frau Karoline Anschel, geb. Abraham, erstellt. Der entscheidende Hinweis ist der Eintrag für den Sohn Max. Diese Informationen führten eindeutig zu Max Anschel, geb. am 6. April 1872, gestorben am 8. Juni 1896 in Berlin.

Salomon und Karoline Anschel hatten noch vier weitere Kinder:

  • Moritz Anschel, geb. am 16. Januar 1877 in Gornitz, Westpommern. Moritz war Kaufmann, lebte später in Berlin, wo er 1906 Tinka Graetz heiratete. Die Ehe wurde 1910 geschieden. Kinder konnten nicht ermittelt werden. Moritz Anschel wurde am 5. September 1942 ab Berlin nach Riga deportiert und ermordet.
  • Hertha Anschel, geb. am 20. Dezember 1879 in Gornitz, Westpommern. Sie lebte später in Berlin und war verheiratet mit Rudolf Levy (1873-1942). Kinder konnten nicht ermittelt werden. Hertha Anschel, verh. Levy, wurde am 6. März 1943 ab Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet.
  • Arthur Adolph Anschel, geb. am 15. Oktober 1883 in Stieglitz, Preußen. Er lebte später in Berlin. Kinder konnten nicht ermittelt werden. Arthur Anschel wurde am 29. Januar 1943 ab Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet.
  • Selma Anschel, geb. am 3. Januar 1882 in Gornitz, Westpommern. Sie war später verheiratet mit Adolph Ascher Simonstein (1876-1942) und lebte in Berlin. Selma Anschel, verh. Simonstein, wurde am 13. Juni 1942 ab Berlin nach Sobibor deportiert und ermordet.

Selma Anschel, verh. Simonstein, und Adolph Simonstein hatten zwei Kinder:

  • Siegfried Fritz Simonstein wurde am 12. Juni 1911 in Schneidemühl, Pommern geboren. Er studierte Jura in Berlin und wurde Anwalt. Nach 1933 flüchtete er nach Amsterdam. Siegfried Simonstein wurde am 15. Juli 1942 ab Westerbork nach Auschwitz deportiert und ermordet. Kinder konnten nicht ermittelt werden.
  • Else Simonstein, geb. am 9. März 1907 in Schneidemühl, Pommern. Sie heiratete dort 1927 den Kaufmann Emil Jacob (1897-1982). Emil und Else Simonstein emigrierten 1937 in die USA und überlebten so die Shoah.

Entscheidende Hilfe bei der Transkription der teilweise hebräischen Notizen wurde freundlicherweise von Studenten der Universität Potsdam.