Erich Stern

Restitution von alten Büchern des Dr. Erich Stern
Restitution von alten Büchern des Dr. Erich Stern

2023 konnten 34 Bücher aus der Bibliothek von Dr. Erich Stern zurückgegeben werden. Die Rückgabe erfolgte am 29.09.2023 in feierlichem Rahmen an die Groupe Toulousain de la Société Psychanalytique de Paris. Die Rückgabe erfolgte gemeinsam mit der Bibliothek der Freien Universität Berlin, die ebenfalls Bücher von Erich Stern in ihren Beständen identifizieren konnte, und in enger Kooperation mit der CIVS (Commission pour l'indemnisation des victimes de spoliations intervenues du fait des législations antisémites en vigueur pendant l'Occupation).

Erich Stern wurde am 30. Oktober 1889 in Berlin geboren. Er studierte in Berlin, Lausanne, Karlsruhe und Straßburg Naturwissenschaften und Medizin. Stern wurde ein Psychiater, Psychologe und Pädagoge, der insbesondere durch seine Veröffentlichungen über Themen der Psychosomatik bekannt wurde und sich als klinischer Psychologe auch um die Medizinische Psychologie verdient gemacht hat.

1933 wurde Erich Stern zwangspensioniert und wegen seiner jüdischen Herkunft nach § 4 des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ entlassen. Er emigrierte daraufhin im selben Jahr mit seiner Familie in die Schweiz und Stern begann eine Tätigkeit am Institut für Hochgebirgsphysiologie und Tuberkuloseforschung in Davos. Ende 1933 zog die Familie nach Paris und Erich Stern arbeitete dort zunächst unterbezahlt und von 1934 bis 1940 als Assistent (Assistant étranger) an der Kinderpsychiatrischen Universitätsklinik Clinique de neuro-psychiatrie infantile der Sorbonne, wo er auch Sprechstunden für Kinder mit Intelligenz- und Verhaltensstörungen abhielt. In dieser Zeit war Stern an einem jüdischen Dispensaire auch mit der Betreuung jüdischer Emigranten befasst, worüber er erstmals 1937 berichtete.

Im Jahr 1938 erhielten die Sterns die französische Staatsbürgerschaft. Nachdem deutsche Truppen 1940 die französische Grenze überschritten hatten und Südfrankreich von den Deutschen besetzt war zog Erich Stern mit seiner Frau 1941 nach Clairvivre, einer Siedlung für chronisch Lungenkranke in Südfrankreich. Als ehemals naturalisierte Franzosen wurde dem Ehepaar Stern auf Betreiben der deutschen Nationalsozialisten 1943 die französische Staatsbürgerschaft wieder entzogen, was sie zu staatenlosen Juden machte. Aus Furcht vor einer Verhaftung ließ sich Stern im von deutschen Truppen verschont gebliebenen Sanatorium von Clairvivre aufnehmen. Die Ankunft der Alliierten in Frankreich beendete die Gefahr 1944. In Clairvire arbeitete Stern 1946 als Sanatoriumsarzt. Im Jahr 1948 kehrte Stern nach Paris zurück und wurde Attaché am Centre national de la recherche scientifique (CNRS). Von 1950 bis 1955 arbeitete er an der Sorbonne in Paris an seiner ehemaligen Arbeitsstätte, der Neuropsychiatrischen Kinderklinik der Universität und von 1950 bis 1956 war er am CNRS Chargé de Recherches. Im Jahr 1957 siedelten seine Frau und er auch aus gesundheitlichen Gründen nach Kilchberg bei Zürich über. Erich Stern starb dort 1959.

Die restituierten Bücher stammen aus einem Depot des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in der Eisenacher Str. 11-13 in Berlin Schöneberg. Das RSHA hatte dort geraubte Bücher aus ganz Europa zusammengetragen. Teile dieser Bücher wurden nach Kriegsende 1945 an Berliner Bibliotheken verteilt. Laut eines Berichts von Dr. Ernst Grumach vom 17. Juli 1945 war die Bibliothek von Erich Stern im RSHA noch zusammenhängend aufgestellt.

Weiterführende Informationen

Die restituierten Objekte auf lootedculturalassets.de