Doris Gladnikoff

Portraitfoto von Doris Gladnikoff (geb. Wedell)

Doris Gladnikoff geb. Wedell (o. D.), © ancestry.de: Daniels Family Tree

Im Juni 2025 konnten ein Buch und zwei Exlibris aus dem Eigentum von Doris Gladnikoff (geb. Wedell) zurückgegeben werden.

Eine hinreichende Identifikation der vormaligen Eigentümerin erfolgte im Ausschlussverfahren. Denn es konnte nur eine Person namens Doris Wedell ermittelt werden, die einen biographischen Bezug zu Berlin hat.

Doris Henrietta Minna Gladnikoff geb. Wedell, geboren am 27. September 1914 in Berlin, wuchs als Tochter des Geschäftsmanns Georg Wedell (1884–1937) und der Sekretärin Margarete Wedell geb. Glogauer (1892–1942) in Berlin auf. Sie hatte einen zwei Jahre älteren Bruder, Hans Norbert (1912–1956). Ihr Vater Georg Wedell war Inhaber einer 1921 gegründeten Holz- und Kohlegroßhandlung mit Sitz in der Morsestraße 10a in Berlin-Charlottenburg. Mit seiner Familie wohnte er in einer Villa in der Kronberger Straße 1 im Ortsteil Grunewald.

Von den Nationalsozialisten wurden die Wedells als jüdisch verfolgt. Nach Georg Wedells Tod im Herbst 1937 wurde sein Unternehmen zwangsweise verkauft.

Doris Gladnikoff hatte eine Ausbildung als Technische Assistentin absolviert und war 1935 als Assistentin bei dem Facharzt für Innere Krankheiten Dr. Kurt Regensburger (1894–1983) in einer Kurklinik in Bad Kissingen tätig. Regensburger war selbst NS-verfolgt und floh Ende der 1930er Jahre aus Deutschland. Doris Gladnikoff zog Ende 1935 zunächst zurück nach Berlin in das elterliche Haus in der Kronberger Straße. Nach dem Tod des Vaters 1937 bezog sie gemeinsam mit ihrer Mutter Margarete eine Wohnung am Hohenzollerndamm 111 in Berlin-Schmargendorf. Ihrem Bruder Hans Norbert Wedell gelang 1938 die Flucht nach Großbritannien, wo er Ilse Henschel heiratete und sich Harold Norman Winton nannte.

Doris Gladnikoff konnte im Dezember 1938 nach Schweden emigrieren. Ihre Mutter Margarete plante ebenfalls nach Schweden auszuwandern, jedoch ohne Erfolg. Am 25. Januar 1942 wurde sie von Berlin aus in das Ghetto Riga deportiert, wo sie vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft am 30. Januar 1942 erschossen wurde. Zeitgleich entzogen und ‚verwerteten‘ die NS-Behörden Margarete Wedells Vermögen vollständig, darunter auch die Einrichtung ihrer Wohnung am Hohenzollerndamm samt einer Büchersammlung im Wert von etwa 1.200 Reichsmark.

Doris heiratete im Juni 1942 in Västerås, schwedische Provinz Västmanlands, Herman Zvi Gladnikoff. Sie starb am 10. Dezember 1988 in Stockholm. Doris und Herman Gladnikoff hatten vier Kinder.

Die Berliner Stadtbibliothek (BStB) erwarb das Buch aus Doris Gladnikoffs Eigentum im Konvolut mit etwa 130 weiteren Exemplaren von der Berliner Pfandleihanstalt und arbeitete es im Februar 1943 in ihren Bestand ein.

Nach jetzigem Recherchestand ist es wahrscheinlich, dass die Bände dieselbe Provenienz haben wie der sogenannte „Zugang J“, d. h. ein im Frühjahr 1943 ebenfalls von der Pfandleihanstalt angekauftes Konvolut von etwa 40.000 Büchern, die nachweislich aus den letzten Wohnungen deportierter Berliner Jüdinnen und Juden stammen.

Die beiden losen Exlibris stammen aus der Exlibris-Sammlung der Berliner Stadtbibliothek. Ihr Zugangsweg in den Bestand ist nicht eindeutig zu rekonstruieren. Auch ist nicht feststellbar aus welchen Büchern die Exlibris entfernt wurden.

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