Cäcilie Holländer

Autogramm: "Cäcilie Jacoby"

2023 konnten zwei Bücher aus der Bibliothek von Cäcilie Holländer zurückgegeben werden.

Cäcilie Holländer wurde am 11. August 1890 als Tochter des Fabrikanten Johann Ludwig Jacoby (1862-1942) und Marie Helene Jacoby, geb. Neumann (1869-1942) in Berlin geboren. Sechs Jahre später kam ihr Bruder Hans Max Adolf Jacoby (1986-1984) zur Welt.

Cäcilie Jacoby heiratete am 22. Mai 1919 den am 4. April 1883 in Berlin geborenen Landgerichtsrat Dr. jur. Ernst Julius Holländer. Seit August 1919 wohnte das Paar in einer 6-Zimmer-Wohnung im dritten Stock links des Vorderhauses Giesebrechtstraße 3 in Charlottenburg. Die beiden hatten vier Kinder: Gerhard Ludwig Holländer (1922-1999), Kurt Werner Holländer (1924-1988), Eva Katharina Holländer (1927-2002) und Karl Günther Holländer (1930-1945). Als jüdisch verfolgt erhielt Ernst Holländer Berufsverbot und verlor 1933 durch das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ sein Amt als Landgerichtsrat. Er hatte keinen Zugriff mehr auf sein Vermögen, das ihm entzogen wurde. Künftig war er dazu gezwungen, als Lagerarbeiter bei den Hüttenwerken Emil Schmidt in Lichtenberg zu arbeiten, um das Leben der Familie zu finanzieren.

Der älteste Sohn der Familie, Gerhard, emigrierte in die USA und erreichte am 9. Juni 1937 New York. Seine jüngeren Geschwister Karl, Eva und vermutlich auch Kurt flüchteten mithilfe eines Kindertransports aus Deutschland nach London und lebten im Bloomsbury House. Kurt Werner Holländer wurde dort 1940 als „enemy alien“ interniert und anschließend nach Kanada gebracht, wo er 1941 aus der Haft entlassen wurde. Eva und Karl kamen im November 1943 in New York an. Im selben Jahr wurde Gerhard zur US Navy eingezogen. Kurt lebte erst seit 1948 in den USA, nachdem er in Kanada zum Militär einberufen worden war.

In der Zwischenzeit mussten Cäcilie und Ernst Holländer ihre Wohnung in der Giesebrechtstraße am 11. November 1941 verlassen und kamen in das Sammellager in der Synagoge Levetzowstraße 8. Ihre Wohnung und alle darin befindlichen Gegenstände wurden beschlagnahmt. Am 14. November erfolgte die Deportation von Grunewald in das Ghetto Minsk, wo beide ermordet wurden. Ihr nachträglich festgelegtes Sterbedatum ist der 31. Dezember 1944.

Eines der zurückgegebenen Bücher wurde im Zugangsbuch „J“ erfasst. Demnach gehört es zu den etwa 40.000 Büchern, die die Berliner Stadtbibliothek 1943 von der städtischen Pfandleihanstalt übernahm: Bücher aus den letzten Wohnungen deportierter, als jüdisch verfolgter Menschen. Die nach 1945 eingearbeiteten Bände wurden vorwiegend dem Lieferanten „Kulturamt“ zugerechnet, eine Lieferantenbezeichnung, die häufig für Bestände aus dem „Zugang J“ verwendet wurde. Daher ist davon auszugehen, dass auch das zweite Buch bereits 1943 über die Pfandleihanstalt in die Bibliothek gelangte.