Bruno Heymann
Widmung an Bruno Heymann von seinem Bruder Adolf: 'tarassei tous anthropous ou ta pragmata, alla ta peri ton pragmaton dogmata'. Epiktet. Encheir. X Adolf Heymann s.l. Bruder Bruno. 1895". Es handelt sich um ein Zitat von Epiktet aus dessen Encheiridion (Handbüchlein der stoischen Moral), erster Satz von V: Der schrecklichste der Schrecken: "Nicht die Dinge selbst, sondern die Meinungen von den Dingen beunruhigen die Menschen".
Seit 2015 konnten 14 Bücher aus der Bibliothek von Bruno Heymann zurückgegeben werden.
Bruno Heymann wurde am 1. Juli 1871 in Breslau als Sohn von Edmund Heymann und Anna Heymann geb. Kraemer geboren. Er hatte vier Geschwister: Heinrich (1866–?), Minna (1868–1938), Moritz (1870–1937) und Adolf (1874–1947). Bruno Heymann studierte Medizin in Freiburg im Breisgau und in Breslau, wo er 1896 die Approbation erhielt und 1904 habilitierte. Anschließend arbeitete er als Assistent und Privatdozent an der Universität Breslau, bis er 1914 den Ruf als außerordentlicher Professor am Hygienischen Institut der Universität Berlin erhielt. Bruno Heymann ist zudem der Autor einer grundlegenden Biographie über Robert Koch.
1900 heiratete Bruno Heymann im niederschlesischen Glatz (heute Kłodzko) die 1872 in Görlitz geborene Martha Cohn. Das Paar hatte drei Kinder: Rudolf Eduard (geb. 1901 in Breslau), Karl Gerhard (geb. 1903 in Breslau) und Charlotte Rosa (geb. 1904 in Breslau).
Martha Heymann geb. Cohn starb 1940 in Berlin. Sowohl Rudolf als auch Karl Gerhard Heymann gelang die rechtzeitige Flucht aus Deutschland ins britische Mandatsgebiet Palästina. Charlotte Rosa Heymann wurde am 29. Januar 1943 ab Berlin ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.
Bruno Heymann wurde 1935 aufgrund der ‚Nürnberger Gesetze‘ zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Er starb am 8. Mai 1943 im Jüdischen Krankenhaus Berlin, in das er als Polizeigefangener eingeliefert worden war, nachdem er für die angesetzte Deportation als nicht transportfähig eingestuft wurde. Die Wohnung von Bruno Heymann in der Hektorstr. 3 in Halensee wurde nach seinem Tod von der Gestapo versiegelt und das Inventar beschlagnahmt.
Die restituierten Bücher wurden laut Zugangsbuch der Berliner Stadtbibliothek vom "Kulturamt", dem hauseigenen Bücherlager oder der Bergungsstelle geliefert. Als konkreter Bergungsort ist das Depot des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in der Eisenacher Str. 11-13 in Berlin Schöneberg nachvollziehbar. Das RSHA hatte dort geraubte Bücher aus ganz Europa zusammengetragen. Große Teile dieser Bücher wurden nach Kriegsende 1945 von der Bergungsstelle an die Berliner Stadtbibliothek abgegeben.
Weiterführende Informationen
- Stürzbecher, Manfred, "Heymann, Bruno" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 88 [Onlineversion]
Die restituierten Objekte auf lootedculturalassets.de
- Apolant, H., Aronson, H., Bechhold, H. et al.: Paul Ehrlich : Eine Darstellung seines wissenschaftlichen Wirkens : Festschrift zum 60. Geburtstage des Forschers (14. März 1914). Jena: Fischer, 1914.
- Darwin, Charles: Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampfe um's Dasein. Stuttgart, Schweizerbart, 1870.
- Gottstein, A. und Tugendreich, G.: Sozialärztliches Praktikum : Ein Leitfaden für Verwaltungsmediziner, Kreiskommunalärzte, Schulärzte, Säuglingsärzte, Armen- und Kassenärzte. Berlin: Springer, 1918.
- Heymann, Bruno: Grundzüge der gesamten Botanik (Ferdinand Cohn) : Sommer Semester 1891. s.n., Breslau, 1891.
- Heymann, Bruno: Robert Koch. (Grosse Männer : Studien zur Biologie des Genies ; 12). Leipzig, Akademische Verl.-Ges., 1932.
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Sudhoff, Karl: Geschichte der Zahnheilkunde. Leipzig: Barth, 1926.
- Virchow, Rudolf: Die Sections-Technik im Leichenhause des Charité-Krankenhauses, mit besonderer Rücksicht auf gerichtsärztliche Praxis. Berlin: Hirschwald, 1876.