Benno und Martha Mühsam

Exlibris Dr. Benno Mühsam

Exlibris Martha Mühsam

2021 konnten neun Bücher und fünf Exlibris aus den Bibliotheken von Benno und Martha Mühsam zurückgegeben werden.

Benno Mühsam wurde am 6. November 1855 in Pitschen (Kreis Kreuzburg, Schlesien) geboren. Er war Rechtsanwalt und lebte und arbeitete seit mindestens 1889 in Berlin. Martha Cohn wurde am 13. März 1860 in Posen geboren. 1887 heiratete sie Benno Mühsam in Berlin. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Anna Charlotte (*23. Juni 1889) und Ernst Julius Max (*30. August 1896). Martha Mühsam starb am 20. Dezember 1916 in Berlin. Ein genaues Todesdatum für Benno Mühsam konnte bislang nicht festgestellt werden. Anhand von Adressbucheinträgen kann angenommen werden, dass er ca. 1926 verstorben ist.

Ernst Mühsam lebte in Berlin. Er war Kaufmann und lebte an der gleichen Adresse (Genthiner Str. 5 = 1935-1947 Woyrischstr. 12) bis zum 27. November 1941. An diesem Tag wurde er ins Ghetto Riga deportiert und dort am 30. November 1941 ermordet. Es ist anzunehmen, dass Ernst Mühsam der letzte Eigentümer der geraubten Bücher und Exlibris vor deren Entzug war.

Charlotte Mühsam lebte bis mindestens 1909 ebenfalls in der Genthiner Str. 5. Im September dieses Jahres heiratete sie in Berlin den aus Mailand stammenden Arzt Dr. Carlo Moreschi. Es ist anzunehmen, dass sie daraufhin mit Carlo Moreschi nach Italien zog. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Silvia und Elsa Maria. Carlo Moreschi starb 1921 in der Nähe von Mailand. Anna Moreschi und ihre Töchter überlebten den Holocaust in Italien.

Die geraubten Bücher wurden im „Zugang J“, unbearbeiteten Beständen, der Exlibris-Sammlung der Berliner Stadtbibliothek und deren Altbestand identifiziert. Die nach 1945 eingearbeiteten Bände wurden sämtlich dem Lieferanten „Kulturamt“ zugeschlagen, eine Lieferantenbezeichnung, die häufig für Bestände aus dem „Zugang J“ verwendet wurde. Es ist davon auszugehen, dass alle Objekte Teil des Ankaufs von geraubten Büchern aus der Städtischen Pfandleihanstalt 1943 waren.