Mala Laaser
Mala, eigentlich Amelie Eva Ruth, wurde am 19.07.1911 als Kind der Eheleute Isidor und Helene Laaser in Königsberg geboren. Ihr älterer Bruder Walter kam am 26.02.1907 zur Welt. Die Familie gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Zu einem bis dato unbekannten Datum siedelten Mutter Helene, Tochter Mala und Sohn Walter nach Berlin über. Isidor Laaser starb am 06.08.1929 in Königsberg.
Im Jüdischen Adressbuch aus dem Jahr 1931 ist als Adresse von Dr. jur. Walter Laaser die Steglitzer Straße 77 vermerkt. Es muss davon ausgegangen werden, dass auch Mutter und Schwester unter die Adresse gemeldet gewesen sind. In der 1939 erhobenen Volkszählung sind nur noch Mala und Helene Laaser verzeichnet. Die Adresse in der Sybelstraße 27 in Berlin-Charlottenburg war die letzte Wohnanschrift Mala's vor ihrer Emigration. Helene Laaser konnte nicht auswandern, ihr Antrag vom 23.08.1939 wurde nicht bewilligt. Sie blieb allein in Berlin zurück. Sohn Walter war zu diesem Zeitpunkt offensichtlich bereits nach Großbritannien emigriert, denn er war nicht mehr in der 1939 erhobenen Volkszählung und sog. Residentenliste erfasst worden.
Mala's Mutter wurde wie ihre beiden Kinder aufgrund ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit von den Nationalsozialisten verfolgt. Am 18.10.1941 begannen die Massendeportationen der Juden aus dem „Altreich“ ins Ghetto Litzmannstadt (Lódz). Gemeinsam mit 1.089 Berliner Jüdinnen und Juden wurde Helene im ersten Transport ab Berlin deportiert. Der Deportationszug erreichte das Ghetto am 19.10.1941. Ein auf den 13.11.1941 datierter „Erfahrungsbericht, betreffend der Einweisung von 20 000 Juden und 5 000 Zigeunern in das Getto Litzmannstadt“ nennt für den I. Transport auf S. 5: „200 Familien / davon 229 Männer / 224 Frauen / 547 Kinder (2 tote Kinder) / arbeitsfähig: 400 Männer und Frauen“. Helene Laaser wurde am 09.01.1942 in der Shoah ermordet.
Mala's Bruder Walter schloss sich der British Army an und kämpfte als Soldat der alliierten Streitkräfte gegen die Nationalsozialisten. An den Schlachten am Monte Cassino (Italien) vom 17. Januar bis 18. Mai 1944 war Walter beteiligt und muss schwer verwundet worden sein. Bei dieser vier Monate andauernden Schlacht handelte es sich um eine der längsten des II WK. Walter Laaser erlag am 07.08.1944 seinen Wunden und starb im Alter von 37 Jahren. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf der Kriegsgräberstätte in Rom.
Über das Wirken von Mala Laaser vor und während ihrer Emigration ist wenig bekannt. Durch die eingangs erwähnten Archivalien im Centrum Judaicum wissen wir, dass sie als Schriftstellerin und Journalistin aktiv gewesen war. Mala Laaser verfasste Reportagen, später veröffentlichte sie auch Erzählungen und Gedichte, überwiegend in jüdischen Zeitschriften. Eine Kurz-Recherche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek sowie beim Online-Portal Compact Memory der UB Frankfurt/M., welches die wichtigsten jüdischen Zeitungen und Zeitschriften des deutschsprachigen Raumes bis 1938 umfasst, zeigt, dass Laaser in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre ihre Beiträge, hauptsächlich längere Novellen, neben der Central-Verein-Zeitung auch im Jüdischen Gemeindeblatt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, in den Monatsblättern des Jüdischen Kulturbunds in Berlin sowie im Berliner Der Morgen / Monatsschrift der Juden in Deutschland publizierte.
1937 lernte Mala Laaser den Schriftsteller und Juristen Jacob Picard (1883–1967) kennen. Sie verlobten sich. Vermutlich aufgrund der Emigrationsversuche löste das Paar ihre Verlobung und Beziehung auf. Im Gegensatz zu ihrer Mutter wurde Mala's Emigrationsgesuch stattgegeben. Am 23.08.1939 verließ Laaser Nazi-Deutschland und folgte ihrem Bruder in Richtung Großbritannien. Über ihre Zeit in Großbritannien ist sehr wenig bekannt. Erst für das Jahr 1946 konnten weitere Informationen recherchiert werden. Im Oktober selben Jahres heiratete sie den Briten Henry James Moyes (1996–1965) in Hampstead, Greater London. Noch im selben Monat kam Tochter Joy zur Welt. Über Mala Laaser's Wirken bis zu ihrem Tod gibt es keine Erkenntnisse. Im Alter von 42 Jahren verstarb sie in Glasgow, Schottland.
Dank der Unterstützung von Anne Webber, stellvertretende Vorsitzende der Commission for Looted Art in Europe, ist es uns gelungen, Mala's Erbin in England zu ermitteln und mit ihr in Kontakt zu treten.
Das Buch stammt aus dem im Jahr 1943 von der Berliner Stadtbibliothek getätigten Ankauf von ∼40.000 Büchern, die nachweislich aus den letzten Wohnungen der deportierten Berliner Jüdinnen und Juden stammten. Im sog. Zugangsbuch „J“ ist das Exemplar unter der laufenden Nummer „1203“ am 27.11.1944 eingearbeitet worden. Das Buch war für die Benutzung vorgesehen und erhielt am 25.09.1946 die Signatur „Cm 5557“.
Weiterführende Informationen
- CJA, 1 C Mo 1, Nr. 2, #12509, Bl. 3.
- „Erfahrungsbericht von Herrn Biebow, 13.11.1941, S. 5.
- Gedenkbuch für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945.
- Jüdisches Adressbuch für Groß-Berlin Ausgabe 1931: Gültig bis Mitte 1932. Berlin: Goedega, S. 221.
- Volkszählung 1939 - Mapping the Lives.
- https://app-cwgc-test-warp.azurewebsites.net/umbraco/surface/Pdf/WarDeadCertificate/?id=2216109.
- Zu den Schlachten am Monte Cassino.