Alfred Fortmüller
Seit 2017 konnten zwei Bücher und ein Exlibris von Alfred Fortmüller zurückgegeben werden.
Alfred Fortmüller wurde 1903 in Hahnenklee geboren. Er arbeitete als Werkzeugmacher in Niedersachsen und später u.a. als Lehrer. Er war 1919 in die KPD eingetreten und ist 1929 in die USA ausgewandert, von wo er ca. 1937 unter Androhung der Auslieferung ans Deutsche Reich nach Mexiko emigrierte. Dort war der auch als Alfredo Miller oder Alfred Müller bekannte Fortmüller Korrespondent des Daily Worker, Mitglied der Ausländergruppe der Kommunistischen Partei, Mitglied der Liga für deutsche Kultur in Mexiko und Gründungsmitglied der Bewegung Freies Deutschland in Mexiko. Fortmüller starb am 29. November 1943 in Mexiko-Stadt.
Letzteigentümerin des Exlibris war möglicherweise seine Frau Hanna Fortmüller geb. Grust, später verh. Bertholet. Hanna Fortmüller wurde 1901 in Hannover geboren, wo sie auch eine Ausbildung als Sekretärin absolvierte. Sie war Mitglied des Internationalistischen Jugendbundes und des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK). Sie war auch für das ISK-Organ „Der Funke“ in Berlin tätig war bevor Sie von dort 1933 nach Paris emigrierte. Dort führte Sie Ihre Arbeit fort und heiratete den Schweizer Antifaschisten René Bertholet. 1939 floh Hanna Fortmüller vor den Nationalsozialisten in die Schweiz. Sie kehrte 1946 nach Deutschland zurück und war später Leiterin der Verlage Öffentliches Leben und der Europäischen Verlagsanstalt. Sie starb 1970.
Das Exlibris stammt aus der Exlibris-Sammlung der Berliner Stadtbibliothek, der Zugangsweg in den Bestand ist unklar.
Ein in einem restituierten Buch enthaltenes Autogramm "Alfred Miller" konnte eindeutig Alfred Fortmüller zugeordnet werden. Fortmüller war in den USA und in Mexiko als Alfred Müller, Alfred Miller und Alfredo Miller in Erscheinung getreten.
Dass es sich bei Alfred Miller um Alfred Fortmüller handeln muss, ist durch die eingelegte Zollerklärung belegt. Die Erklärung betrifft eine Sendung von Büchern, ausgefüllt nur Monate bevor Fortmüller in Mexiko an Herzversagen stirbt. Absender ist Paul Merker (1894 - 1969), Politiker und KPD-Funktionär und ab 1942 Exilant in Mexiko. Merker war bis zu seiner Flucht 1941 in Südfrankreich im Lager Les Milles interniert gewesen. In Mexiko betätigte er sich als Sekretär der Bewegung „Freies Deutschland“, die Fortmüller mitgegründet hatte.
Die auf der Zollerklärung gelisteten Bücher sind höchstwahrscheinlich sämtlich Ausgaben des deutschen Exilverlags "El Libro Libre", Werke von deutschen ExilschriftstellerInnen die in Mexiko ebenfalls in der Bewegung „Freies Deutschland“ aktiv waren.
Das Buch wurde nachweislich 1943 in Mexiko versandt, Empfänger unbekannt. Auch der Weg in den Bestand der Berliner Stadtbibliothek konnte nicht nachgezeichnet werden. Es wurde dort in unbearbeiteten Depotbeständen gefunden und war nie Teil des aktiven Bestandes.
Bei "Hitlerism" handelt es sich um ein 1932 von dem amerikanischen Historiker Louis Leo Snyder unter dem Pseudonym Nordicus veröffentlichten Werk, eine frühe Analyse über Aufstieg und Zukunft der NSDAP, in der er u.a. deren Machtübernahme, die Kooperation eines nationalsozialistischen Deutschland mit dem faschistischen Italien und die Judenverfolgung voraussagte.
Die ZLB bedankt sich herzlich bei der Commission for Looted Art in Europe für die Unterstützung bei dieser Rückgabe.
Weiterführende Informationen
- Fuchs, Jenka: Spurensuche in der Stadtbibliothek Hannover. Forschungen zu NS-Raubgut in Erwerbungen nach 1945, in: O-Bib. Das offene Bibliotheksjournal 6 (2/2019), S. 1-16, hier S. 10-12, online: https://doi.org/10.5282/o-bib/2019H2S1-16
- Eintrag im Wiki des Verbandes Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung "Freies Deutschland" e.V.