Agathe Lasch

Agathe Lasch. Foto: Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte

Seit 2017 konnten fünf Bücher aus der Bibliothek von Agathe Lasch zurückgegeben werden.

Agathe Lasch wurde am 4. Juli 1879 in Berlin in eine jüdische Kaufmannsfamilie geboren. Sie hatte vier Geschwister. Über ihre Familie ist wenig bekannt.

Sie besuchte die höhere Mädchenschule, machte das Lehrerinnenexamen und unterrichtete in ihrer Heimatstadt an Mädchen- und Gewerbeschulen bis sie 1906 ihr Abitur am Berliner Kaiserin-Augusta-Gymnasium nachholte und eine wissenschaftliche Laufbahn einschlug. Da sie zu dieser Zeit als Frau in Preußen nicht studieren durfte, ging sie zum Germanistikstudium nach Halle und 1907 nach Heidelberg. In Heidelberg promovierte sie 1909 und erweiterte ihre Abschlüsse 1910 um das Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien. Im selben Jahr folgte sie dem Ruf als Associate Professor des Bryn Mawr College in Pennsylvania/USA, einer bedeutenden Frauenuniversität. 1917 – mit Eintritt der USA in den 1. Weltkrieg, kehrte sie nach Deutschland zurück, erhielt eine Assistenten-Stelle am Deutschen Seminar für Hamburger Kolonialgeschichte und habilitierte sich 1919 an der neu gegründeten Hamburger Universität. 1923 erfolgte ihre Habilitation: Sie war nicht nur die erste Frau mit Professorentitel an der Hamburger Uni, sondern deutschlandweit die erste Frau mit Germanistikprofessur. Trotz wegweisenden Forschungen und Publikationen zur niederdeutschen Sprache konnte sie nach Überwindung bürokratischer Hürden erst im Jahr 1926 den für sie eingerichteten Lehrstuhl für Niederdeutsche Philologie einnehmen.

1934 verlor sie aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums ihren Lehrstuhl in Hamburg. Eingaben ihrer Studierenden und internationale Fürsprache blieben erfolglos und weitere Sanktionen folgten in den kommenden Jahren. So wurde ihre Berufung auf einen Germanistik-Lehrstuhl der Universität Dorpat/Estland im Jahr 1939 von den Nationalsozialisten verhindert. Zwei Jahre zuvor, 1937, zog sie nach Berlin in die Caspar-Theyss-Straße 26 um. Die Wohnung mit ihrer dort untergebrachten 4.000 Bände umfassenden Privatbibliothek wurde für sie Forschungs- und Kommunikationsort bis diese im Juli 1942 von der Gestapo beschlagnahmt wurde. Kurz darauf, am 15. August 1942, wurde Agathe Lasch nach Riga deportiert und dort am 18. August 1942 ermordet.

Drei der Bücher stammen nachweislich, das vierte wahrscheinlich aus einem Depot des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in der Eisenacher Str. 11-13 in Berlin Schöneberg. Das RSHA hatte dort geraubte Bücher aus ganz Europa zusammengetragen. Teile dieser Bücher wurden nach Kriegsende 1945 von der Bergungsstelle auf Bibliotheken in Berlin verteilt.

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